10: Vitrine IX Volksbegehren für die Fürstenenteignung
Das Jahr 1926 war geprägt von Massendemonstrationen, Einheitsfrontaktionen und dem Volksbegehren für
die Fürstenenteignung. Die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten ermunterte die 1918 gestürzten Könige und Fürsten hohe
Entschädigungen zu fordern. Die Reichsregierung wollte ihnen 2,5 Mrd. Mark bewilligen. Dagegen verlangte die KPD im Reichstag
die entschädigungslose Enteignung der Fürstenhäuser und mobilisierte unter dem Motto "Keinen Pfennig den Fürsten, Brot und
Arbeit dem notleidenden Volk."
Über ein Volksbegehren sollte ein Volksentscheid eingeleitet werden. Auf Grund des Drucks von unten
unterstützte auch die SPD das Volksbegehren. Ernst Thälmann und Otto Wels, die Vorsitzenden von KPD und SPD, und der
Wissenschaftler René Kuczynski als Vorsitzender des Ausschusses zur Fürstenenteignung unterzeichneten gemeinsam den
Aufruf zum Volksbegehren. 12,5 Millionen Wahlberechtigte unterstützten den gemeinsamen Gesetzentwurf von SPD und KPD.
Nach dem Erfolg eines Volksbegehrens musste nach der Weimarer Verfassung ein Volksentscheid durchgeführt werden. Am 20.
Juni 1926 stimmten 14,5 Millionen oder 36,4 % für die Enteignung der Fürsten. Doch es reichte nicht.
1927 führte Thälmann Verhandlungen mit SPD-Vertretern in Hamburg, um soziale und demokratische Mindestforderungen
in der Bürgerschaft durchzusetzen. Sie blieben ergebnislos.
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