3: Vitrine II Transportarbeiter, SPD- und Gewerkschaftsfunktionär
Nach anhaltenden Differenzen mit seinem Vater, verließ Thälmann als 16-Jähriger das Elternhaus. Er
übernachtete im Concordiahaus (Obdachlosenasyl) in St. Pauli und erhielt dann Unterkunft bei der Mutter eines Regisseurs
beim Ernst-Drucker-Theater, wo er als Kulissenschieber eingesprungen war. Schließlich fand er Gelegenheitsjobs in verschiedenen
Hafenbetrieben, darunter in den "Knochenmühlen" der Guano-Werke. "Hier bekam ich", schreibt Thälmann 1935, "den
ersten gründlichen Anschauungsunterricht vom kapitalistischen Ausbeutungssystem und seinen Methoden, ohne schon Marx und Engels
gelesen zu haben." Im Mai 1903 trat er in die damals noch marxistisch orientierte SPD unter August Bebel ein, in der er später
Leitungsfunktionen auf Bezirks- und Distriktsebene übernahm. Thälmann schrieb sich 1904 beim Transportarbeiter-Verband ein und
wurde dort Mitbegründer der ersten gewerkschaftlichen Jugendsektion. Als Kohlentrimmer fuhr er 1907 zur See und kam dabei dreimal
nach Amerika. Von 1909 bis 1910 arbeitete er als Kutscher, dann als Expedient in der Wäscherei Gustav Welscher und erreichte als
Obmann im Arbeitsausschuss des Gesamtbetriebes, dass sich fast alle Kolleginnen und Kollegen gewerkschaftlich organisierten und
gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen durchsetzten. Im Transportarbeiter-Verband wurde Thälmann zum Sektionsleiter der Kutscher
aller Branchen gewählt. 1906 hatte die Politische Polizei Hamburgs begonnen, ein Dossier zur Überwachung Thälmanns anzulegen (s.
Vitrine links unten).
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