36: Voraussage Thälmanns über sein Schicksal in faschistischer Haft
"Wird man mich so ohne weiteres aus der Kerkerverbannung wieder in die große Welt zurückkehren lassen? Nein!
Freiwillig ganz bestimmt nicht. Es besteht sogar die Wahrscheinlichkeit [...], dass bei einem für Deutschland gefahrvollen
Vordringen der Sowjetarmeen und im Zusammenhang mit der damit verbundenen Verschlechterung der deutschen Gesamtkriegslage das
nationalsozialistische Regime [...] nicht davor zurückschrecken (wird), Thälmann vorzeitig beiseite zu schaffen oder aber für
immer zu erledigen." (Aus Kassiber Thälmanns an einen Mitgefangenen, Bautzen Januar 1944.)
Thälmann ist zu exekutieren
Notizzettel Himmlers für Besprechung mit Hitler am 14. August 1944 im "Führerhauptquartier Wolfsschanze" mit
Vermerken über den Verlauf. (Abschrift):
Führer Wolfsschanze 14. VIII. 44 Brief Bürckel
- Bedrohung Paris
- Brief Schulenburg. erledigt
- Versorgung der Hinterbliebenen.
- Verhaftung SPD- u. KPD-Bonzen.
- West. Kluge - Rommel
- Wirth.
- Brief General v. Schröder ...erledigt
- Brief v. Brauchitsch. erledigt
- Reichsschatzmeister Schwarz. Grüße bestellt
- Baumbach.
- Belohnung für Gördeler
- Thälmann. ist zu exekutieren
Mord im Konzentrationslager Buchenwald
In der Nacht zum 18. August 1944 wurde Ernst Thälmann in das KZ Buchenwald gebracht und dort nach seiner Ankunft im
Krematorium erschossen. Obwohl das Reichssicherheitshauptamt strengste Geheimhaltung der Exekution befohlen hatte, begann unter den
Häftlingen die Nachricht über Thälmanns Ermordung im Lager durchzusickern. Als das der SS bekannt wurde, trat die faschistische Führung
die Flucht nach vorn an und ließ am 14. September über Presse und Rundfunk verbreiten, dass die früheren Reichstagsabgeordneten Thälmann
und Breitscheid am 28. August 1944 in Buchenwald durch einen Bombenangriff ums Leben gekommen seien. Rudolf Breitscheid, der 1936 als
SPD-Politiker den "Aufruf für die deutsche Volksfront" mitunterzeichnet hatte, 1941 in Frankreich festgenommen und nach Buchenwald
deportiert worden war, starb bei einem Bombenangriff auf neben dem KZ gelegene Rüs-tungswerke, aber vier Tage vor dem von den Nazis
gemeldeten Datum.
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